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Montag, 31. August 2009

Reisebericht Wien: Kaffeehäuser

Wien ist für viele Dinge berühmt. Eine Berühmtheit sind seine Kaffeehäuser. Und das nicht ohne Grund. Man könnte meinen, diese seien inzwischen alle zu Touristenfallen mutiert. Aber dem ist nicht so. Klar, einige liegen so sehr auf den einschlägigigen Touristenrouten, dass deren Anteil recht hoch ist. Aber selbst solche Kaffeehäuser werden auch immer noch auch von Einheimischen aufgesucht. Und wenn man selbst als Besucher der Stadt da ist, muß man eben auch damit rechnen, dass noch andere auch dort sind. Hier eine kleine Auswahl:

Café Sperl, Gumpendorfer Str. 11, 6. Bezirk. Das Sperl ist unbedingt einen Besuch wert. Das Kaffeehaus gibt es seit 1880 und über Generationen hinweg wurde das Flair (und die Patina) gepflegt. Die Einrichtung wurde nur äußerst behutsam saniert, in der Atmosphäre fühlt man sich so sofort einige Zeit zurück versetzt. Immer noch nutzen viele Wiener das Café als erweitertes Wohnzimmer, wenn auch die Preise schon die touristische Attraktiviät reflektieren.

Café Schwarzenberg, wie der Name schon sagt am Schwarzenbergplatz am Ring gelegen (1. Bezirk). Von der Einrichtung her sicherlich ein Klassiker unter den Wiener Kaffeehäusern. Die Kellner leicht grantig, wie der Wiener sagt, am Nachmittag und Abend teilweise mit musikalischer Untermalung. Hier versucht man, einer Tradition gerecht zu werden. Aber sehr belebt und toll von der Einrichtung, deshalb auf jeden Fall einen Besuch wert.

Café Weimar, Währinger Straße 68 im 9. Bezirk, Nahe bei der Volksoper. Dieses ebenfalls traditionelle Café unterscheidet sich von der Atmosphäre deutlich vom Schwarzenberg. Alles ist wesentlich ruhiger und entspannter. Das mag unmittelbar vor eine großen Aufführung an der Volksoper anders sein. Die Kellner sind sehr freundlich, es gibt sehr gepflegte Speisen. Im übrigen ist es ein Irrglaube, daß Kaffeehäuser nur für Café und Mehlspeisen da sind. In den meisten kann man gut frühstücken, und herzhaft zu Mittag oder zu Abend essen. Guten Café gibt es natürlich trotzdem.

Café Korb, Brandstätte 9 Ecke Tuchlauben im 1. Bezirk. Bei milden Temparaturen draußen ein sehr schöner Platz, um das Treiben in der Innenstadt zu beobachten. Es liegt auf jeden Fall an einer der Hauptrouten der Fiaker. Drinnen eher unspektakulär, von schlichtem Charme. Von den Mehlspeisen sehr zu empfehlen ist hier der Scheiterhaufen. Der Boden wird aus alten Semmeln gemacht, in der Mitte befinden sich feine Apfelscheiben und Rosinen und oben wiederum Semmelscheiben, die mit Hilfe von Eiern ganz fest gebacken werden. Das ganze wird auf einem Teller mit etwas Himbeersirup angerichtet. Eine wirklich eigenwillige Wiener Spezialität.

Café Landtmann, Dr. Karl Lueger-Ring 4 im 1. Bezirk, am Ring direkt neben dem Burgtheater. Das Landtmann ist eine Institution seit Generationen und ist immer noch fest in der Hand der Repräsentanten von Wirtschaft und Politik. Morgens gleich herrscht hier reger Betrieb, Wichtige und Wichtigtuer nehmen ihr Frühstück ein und besprechen sich dabei.
Wirklich legendär sind die Kellner. Hier sind sie wirklich grantig. Aber flott und professionell, und auf ihre Art schon wieder eine angenehme Mischung. Das Essen hat solide Qualität. Am besten reservieren.

Café Dommayer, Dommayergasse 1 / Ecke Auhofstraße, 13. Bezirk. Das Café Dommayer liegt etwas außerhalb, zwar nicht allzu weit vom Schloß Schönbrunn aber doch deutlich abseits der üblichen Touristenpfade. Das Innere ist vorsichtig restauriert, Kronleuchter und dunkelrote Plüschpolster sorgen für einen gediegenen Charme. Inzwischen gehört das Café mit in die Gruppe der Kurkonditorei Oberlaa, eine Art Minikette von Konditoreien. Das tut der guten Qualität der Speisen und Getränke jedoch keinen Abbruch.

Café Prückel, Stubenring 24 (Luegerplatz), 1. Bezirk. Das Prückel ist ein traditionelles Ringstraßencafé, welches auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken kann. Das Kaffeehaus noch immer ein sehr beliebter Treffpunkt, ohne Reservierung ist teilweise kaum ein Platz zu ergattern, schon gar nicht im Sommer auf der Terrasse. Einrichtung und Kellner haben eine ordentliche Patina, man hat auch hier das Gefühl, dass die Zeit für einige Jahrzehnte stehen geblieben ist. Etwas charmebefreit ist hingegen der Nichtraucherbereich. Übrigens nicht der einzige Fall, in dem das so ist. Nichtraucher werden in der Wiener Gastronomie so teilweise auf subtile Art diskriminiert.

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