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Sonntag, 28. Juli 2013

Reiseführer Italien - Gardasee: Reisebericht Gargnano















Der Gardasee ist besonders zur Sommerzeit ein sehr beliebtes Reiseziel und stellenweise regelrecht überlaufen. Allerdings trifft dies eher auf das Ostufer zu, welches sehr gut über die Autobahn Trento-Verona angebunden ist. Etwas mühseliger ist die Anreise zu den Orten des Westufers, die größtenteils nur über die schmale Uferstraße mit zahlreichen alten Tunnels zu erreichen sind. Als 'Brescianer Riviera' wird der südliche Küstenabschnitt zwischen Salò und Gargnano auch bezeichnet. Zwischen diesen beiden Orten schmiegen sich noch Toscolano Maderno und Gardone Riviera eng an das Ufer des Sees (siehe auch Reisebericht Gardone Riviera in diesem Blog). Auch dieser Teil des Seeufers ist im Sommer sehr belebt, aber der Trubel hält sich im Rahmen. Eine Vielzahl schöner Villen, die heute teilweise Hotels sind, bestimmen das Bild der Küstenorte.
Gargnano als nördlichster Ort der Brescianer Riviera bietet einen schönen alten Ortskern und eine kleine Uferpromenade mit einem netten Hafen. Am Ortsrand liegt die Villa Feltrinelli, ein herrschaftliches Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Hier war im Zweiten Weltkrieg der italienische Diktator Benito Mussolini untergebracht und führte in dieser Zeit die Republik von Salò. Eine malerische Kulisse als Stützpunkt für eine Schreckensherrschaft. Heute wird die Villa Feltrinelli als exquisites Luxushotel betrieben.
















Von Gargnano aus führt die Straße SP-9 in die Berge und man erreicht nach etwa 10 Minuten und diversen Kehren das Lefay Resort (siehe Fotos). Dieses topmoderne Wellnesshotel wurde im Jahr 2008 von den Gründern der norditalienischen Airline Air Dolomiti eröffnet (heute Teil der Lufthansa). Das Lefay ist ein Eco-Resort, welches sich für seine beachtliche Größe erstaunlich dezent in den Berg integriert und einen herrlichen Blick von oben über den Gardasee bietet. Wellness und Entspannung stehen hier im Vordergrund. Entsprechend großzügig ist der Wellness- und Poolbereich gestaltet. Vom 25-Meter-Pool und auch von allen Suiten aus hat man einen wunderbaren Seeblick. Ein weiterer warmer Pool mit diversen Massagedüsen verfügt über einen Innen- und Außenbereich. Zudem gibt ein gut ausgestattetes Fitnesscenter und einen Saunabereich mit diversen Saunen und Dampfbädern. Wer lieber draußen unterwegs ist, kann den weitläufigen Park mit gebirgiger Joggingstrecke genießen und dabei diversen Ziegen und Gänsen einen Besuch abstatten, die vor allem als Freude für die jungen Gäste auf dem Berg gehalten werden. 
















Der Service des Hauses ist auf 5-Sterne-Niveau, die Zimmer werden zweimal täglich gemacht und es gibt entsprechend eine Vielzahl weiterer Serviceleistungen, die man in Anspruch nehmen kann. Das Frühstück ist als Buffet aufgebaut mit einer riesigen Auswahl an gesunden und auch weniger gesunden, aber schmackhaften italienischen Spezialitäten. Weitere Mahlzeiten gibt es tagsüber am Pool oder im Restaurant und abends in zwei Restaurants. Das große Restaurant ist dabei nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Die Portionen sind überschaubar, aber leider nicht in Gourmet-Qualität sondern erinnern eher an Convenience-Food (oder sind dies sogar). 
















Ehrlicher sind die Gerichte in der Trattoria La Vigna (Bild).    
Hier gibt es bodenständige italienische Küche, die aber frisch und gut zubereitet ist, dazu eine schöne Auswahl italienischer Weine. In diesem Restaurant sollte man allerdings rechtzeitig reservieren, am besten schon vor der Anreise, da es nicht ohne Grund sehr beliebt ist und nicht genügend Kapazität für alle Gäste bietet, wenn das Hotel gut gebucht ist. Durch die Vielzahl von Möglichkeiten und das schöne Ambiente kann man die Zeit im Hotel sehr gut genießen, ohne den Drang zu verspüren, dauernd Ausflüge machen zu müssen. Auch hierzu gibt es natürlich zahlreiche Möglichkeiten, da die Seeorte in unmittelbarer Nähe sind und auch ein Hotelshuttle nach Gargnano fährt. Nicht unbedingt lohnenswert ist ein Ausflug weiter ins Landesinnere zum Stausee Lago di Valvestino. Dieser ist nicht so malerisch, wie man vielleicht denken könnte. Eine gute Alternative, wenn man in der Nähe auswärts essen möchte ist das kleine Boutique Hotel Villa Sostaga, welches benachbart ebenfalls in einem großen Park liegt.
Wenn man einfach Entspannung sucht und gerne einen schönen Ausblick genießt, ohne direkt in den See springen zu können, ist man im Lefay Resort bestens aufgehoben. Eine tolle Entdeckung.




Samstag, 13. Juli 2013

Reiseführer Frankreich / Provence: Saint-Rémy und Les Baux-de-Provence















Die Provence ist ein fantastisches Reiseziel, besonders wenn man nicht in der französischen Hauptsaison August unterwegs ist, sondern früher oder später. Wenn die Redewendung 'Leben wie Gott in Frankreich' irgendwo einen Ursprung hat, dann wahrscheinlich hier. Die Provence ist unglaublich vielfältig. Schließlich zählt sowohl die populäre Küstenregion der Côte d'Azur dazu, als auch die Berggegenden des Luberon und der Alpilles. Vielfältig sind auch Geschichte und Kultur in den einzelnen Regionen der Provence.

In einem Reisebericht zu Saint-Rémy-de-Provence in diesem Blog hatte ich schon über die Stadt und das schöne Hotel Chateau des Alpilles vor den Toren der Stadt geschrieben. Das Hotel ist inzwischen von 4 auf 5 Sterne hinaufgestuft worden (Bild oben). Was hat sich im Vergleich zu 2011 dadurch geändert (außer höheren Preisen)? An der Ausstattung fallen wenig Änderungen auf, außer neue Zimmertüren mit professionellen Schlüsseln. Der Pool ist weiterhin unbeheizt, was bei 5 Sternen etwas fragwürdig ist. Auffallend stärker besetzt und professioneller wirkte hingegen der Service. Sehr aufmerksam und individuell, so wie das eben auch nur in einem kleineren Haus möglich ist. Das Essen war gut, aber nicht exzellent. Leider oft zu scharf bzw. einseitig gewürzt, so daß die Zutaten nicht optimal zur Geltung kamen. Toll als Dessert war allerdings das Zitronensoufflé, sehr empfehlenswert! Auf der Weinkarte eine übersichtliche, aber schöne Auswahl von Weinen aus der Region und aus Frankreich. Etwas übertrieben wirkt dabei lediglich, dass es nur Champagner und keinen Crémant auf der Karte gibt. Optimierung ist auch beim Frühstücksangebot noch möglich. Dieses gibt es à la carte, wogegen ja nichts zu sagen ist. Allerdings gibt es als Kernangebot zwei Menüs mit wenigen Optionen. Z.B. kann man dabei keinen Capuccino, sondern nur Café au Lait auf guter alter Bohnenkaffeebasis bekommen und als Ei nur ein einfaches, hart gekochtes Ei. Sonst muß man weitere Extras bestellen und den Rest stehen lassen, was etwas albern ist. Es gibt Zimmer im Schloß selbst und in weiteren Gebäuden auf dem Gelände. Wenn man nicht übermäßig viel Platz benötigt oder zwei Zimmer, sollte man ein Zimmer im Schloß wählen. Stuck und die stattliche Höhe des Räume geben den Zimmern eine besonders großzügige Wirkung. Sie sind alle individuell eingerichtet, im Schloß mit Antiquitäten. Die Bäder wirken nicht State-of-the-Art, aber vielleicht investieren die Besitzerinnen ja auch hier bald, um das 5-Sterne-Niveau weiter zu 'verdienen', d.h. zu halten.

Saint-Rémy selbst ist ein nettes Städtchen, welches außer den Spuren von Van Gogh und den Überresten der römischen Siedlung Glanum nicht viele touristische Highlights zu bieten hat. Dafür aber eben die schöne und authentische Atmosphäre einer kleinen Provence-Stadt. Kleine, nette Geschäfte und jede Woche Mittwoch in schöner Markt mit Produkten aus der Region. Schöner beispielsweise als der Markt montags in Cavaillon, wo eher Kleidung und Ware aus China das Bild bestimmen.

Für einen Café und eine feine Pâtisserie soll man in Saint-Rémy unbedingt einen Stop beim Patissier Michel Marshall direkt in der Innenstadt, 2 place Joseph Hilaire, einplanen. Michel hat in verschiedenen Spitzenrestaurants Karriere gemacht und ist dann mit seinem Shop und Tea Room in Saint-Rémy seßhaft geworden. Die Kreationen sind einfach fantastisch, so etwas bekommt man nur in Frankreich auch mal unkompliziert außerhalb der Spitzengastronomie. Nicht billig, aber wirkliche Leckerbissen, die man nicht entgehen lassen sollte.




















Für das Abendessen gibt es in Saint-Rémy zahlreiche Möglichkeiten für unterschiedlichste Ansprüche. Einfach, aber durchaus ok und ein schöner Ort, wenn man etwas vom Treiben in der Stadt mitbekommen möchte, ist die Brasserie les Varietes, 32 Boulevard Victor Hugo. Das Lokal ist nett eingerichtet und die Gerichte einfach, aber frisch zubereitet. Etwas gediegener, aber auch sehr schön und lebhaft ist das Lokal L'Aile Ou la Cuisse, 5 Rue de la Commune. Hier kann man auch in einem netten Innenhof sitzen und klassische französisch speisen.

Ein touristischer Brennpunkt in der Nähe von Saint-Rémy ist das in den Alpilles gelegene Bergdorf Les Baux-de-Provence (Bild). Der Ort hat eine lange Geschichte, da er aufgrund seiner Lage eine sehr gute Sicht über das Umland bietet und daher schon früh als strategischer Stützpunkt von verschiedenen Rittern genutzt. Die Burg bzw. Festung auf dem Berggipfel über Les Baux gibt es entsprechend schon lange in verschiedenen Ausbaustufen. Allerdings kann man sich hiervon nur noch anhand von Fragmenten ein Bild machen. Hilfreich sind hierfür die Beschreibungen aus den Audioguides, die man für eine Besichtigung leihen kann. Im 19. und 20. Jahrhundert hatte der Ort aus anderen Gründen eine größere Bedeutung: hier wurde Bauxit abgebaut, ein Aluminiumerz. Der Abbau wurde allerdings im Laufe des 20. Jahrhunderts unrentabel.















Heute profitiert Les Baux von Auszeichnungen als eines der schönsten Dörfer Frankreichs und damit von erheblichem Fremdenverkehr. Der Ort selbst ist heute eigentlich nur noch eine Kulisse aus alten Gemäuern mit hübschen Gassen und alten Steinhäusern, in denen Souvenirshops, Cafés und Restaurants untergebracht sind. Um den Ort herum sind zahlreiche Parkplätze für die Besucher angelegt, die mit Autos und Bussen im Sommer zahlreich anreisen. Muß man mögen, so richtig viel Atmosphäre kommt bei den Besuchermassen leider nicht auf. Für Mitbringsel empfiehlt sich eher ein Stop bei einem der umliegenden Weingüter oder Olivenbauern, z.B. für Olivenöl der Betrieb CastelaS and der Straße von Les Baux in Richtung Saint-Rémy. Hier kann man auch ein Olivenöl Tasting machen, was sehr aufschlussreich ist, um die Unterschiede verschiedener Fermentierungen der bei der Pressung verwendeten Oliven herauszuschmecken. Gute Weine aus der Region gibt es wie in dem älteren Beitrag hier erwähnt beim Chateau Romanin (biologisch) oder auch bei Mas Sainte Berthe sowie sicherlich noch einige weitere. Ein hervorragendes Hotel und Restaurant, welches auch zum Ruf des Ortes beiträgt und etwas abseits vom Rummel unterhalb des alten Ortskerns liegt, ist das L'Oustau de Beaumanière. Hier werden wohl Sterneküche und Wellness vom Feinsten geboten.

Dienstag, 2. Juli 2013

Reiseführer Frankreich / Jura: Château de Germigney















Auch wenn man gerne Neues entdeckt, gibt es doch Orte, zu denen man gerne noch einmal zurückkehrt. Ein solcher Ort ist für mich das Hotel Château de Germigney, gelegen im französischen Jura im winzigen Ort Port-Lesney (hier der Link zu meinem ersten Reisebericht zum französischen Jura dazu). Eine Gegend, in die sich nicht gerade viele Menschen verirren. Das romantische kleine Schloßhotel liegt in einem schön angelegten Park und Teil des Marketingverbunds Relais Châteaux. Das Haus ist gepflegt, aber nicht geleckt. Der Service aufmerksam, aber nicht omnipräsent. Wer Luxus in Perfektion erwartet, für den ist das Haus nicht das optimale Ziel. Wer es gerne etwas individueller mag, kommt hier dagegen durchaus auf seine Kosten. 
Neben dem Ambiente ist sicherlich das mit einem Michelin-Stern prämierte Gourmetrestaurant der Hauptanziehungspunkt für Gäste des Hauses. Bei diesem Besuch konnte das Menü allerdings leider nicht so beeindrucken, wie bei meinem ersten Aufenthalt. Die Gänge waren nicht ganz so kreativ und fein zubereitet und folgten eher der klassischen französischen Küche. Wer die dabei unvermeidliche Gänsestopfleber mag, kam sicherlich auf seine Kosten. Wenn man das nicht so schätzt, war es schon eine Überdosis. Fisch und Fleisch in den Hauptgängen hatten leider keine besonders hohe Qualität oder Raffinesse. Sehr überzeugend und für französische Verhältnisse üppig fiel dagegen das Frühstück aus. Hier wurde eine frische und üppige Auswahl an Brot, Gebäck, Eierspeisen, Wurst, Käse und Obst gepflegt am Platz serviert, ohne dass man sich an einem abgegriffenen Buffet bedienen mußte.
Nicht mit einem Gourmetrestaurant zu vergleichen, aber dennoch eine Entdeckung war das ein paar hundert Meter weiter im Ort gelegene Bistrot de Port Lesney, welches ebenfalls zum Hotel gehört. Kein einfaches Bistroessen, sondern schmackhaft und fein zubereitete Gerichte in ordentlichen Portionen. Für die gute Qualität ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Eine sehr empfehlenswerte Adresse, auch wenn man z.B. nur auf Durchreise in der Region ist und eine Pause einlegen möchte.
Unten noch ein Bild aus dem Kaminzimmer des Château de Germigney. Sehr gemütlich. Als Etappenziel auf einer Reise oder auch für ein Wochenende, wenn man keine zu lange Anreise hat, ist und bleibt das Hotel eine gute Empfehlung.
Neben den berühmten Salinen und Höhlen in der Region (im alten Bericht beschrieben), bietet sich in der Region ein Besuch des Städtchens Arbois an. Hier gibt es Dependancen einiger Weingüter der Region, bei denen man Wein verkosten und kaufen kann. Die Weine des Jura haben einen etwas speziellen Geschmack, der aber durchaus originell ist und es gibt sie in durchaus guten Qualitäten. Wer sich für Wein interessiert, hat daher einen guten Grund mehr, die Region zu besuchen.